Diese Woche war ich einige Tage im Auftrag eines großen Baukonzerns in der Schweiz und in Österreich unterwegs, um dort Mitarbeiter in Skype for Business zu schulen. Das coole dabei: Unser Bürohündchen Fina durfte mich dabei begleiten. Hier mein Erfahrungsbericht!

Tag 1 – Anreise

Schon als ich meinen Mietwagen abhole, bin ich positiv überrascht: Keiner der Mitarbeiter gibt auch nur einen Kommentar dazu ab, dass mein Hündchen ihnen schon bald den Kofferraum der C-Klasse voll haaren wird. Hut ab, Buchbinder! Die Fahrt in die Schweiz verläuft reibungslos und dauert ca. 4,5 Stunden; weil wir uns noch einen kurzen Waldspaziergang gönnen. Hier muss ich für Fina wirklich die Lanze brechen: Sie ist ein wunderbarer Auto-Hund! Kein meckern, kein Winseln. Sie liegt einfach nur im Kofferraum und wenn ich langsamer werden, schaut sie sich hin und wieder die Landschaft an. So ein Verhalten braucht ein toller Bürohund, wenn er mit auf Geschäftsreise will 🙂

Am Hotel angekommen ist die Kleine sehr froh, dass wir uns die Beine etwas vertreten können. An der Rezeption erregt sie auch sofort Aufmerksamkeit: Gerade den Damen des Hauses Ibis hat es meine Kleine angetan. Sie genießt ganz offensichtlich die Aufmerksamkeit. Das Hündchen kostet 20 CHF die Nacht (etwas 18€), was irgendwie ok ist: Das Housekeeping wird ja auch ca. 1-2 Stunden länger staubsaugen müssen, wenn wir wieder weg sind 😉

Im Hotelzimmer fällt mir dann die erste Schwäche des Tages auf: Der Durchgang zwischen Bett und Wand ist so schmal, dass wir nicht aneinander vorbei kommen. Auch hätte ich für die Hundegebühr zumindest einen Wassernapf oder ähnliches erwartet. Gut, dass ich an alles gedacht und ein Reise-Napf-Set gekauft habe. Während ich diesen ersten Tag beschreibe, sitzen bzw. liegen wir in der Lobby. Die lange Autofahrt ist nicht ganz spurlos an uns vorbei gegangen. Ich bin gespannt, wie es morgen beim Kunden läuft! Ich merk aber, dass ich entspannter bin als bei meiner letzten mehrtägigen Reise, allein schon weil das Hündchen nicht vier Tage hintereinander ins Hundehotel muss.

Nach der langen Fahrt döst Fina in der Lobby.

Tag 2 – Der erste Schulungstag

Die Nacht im Hotel mit Fina ist überraschend gut verlaufen: Normalerweise ist sie auswärts eher unruhig und wechselt nachts oft ihre Position. Ich hatte auch befürchtet, dass sie andere Gäste anbellt, die auf dem Gang umher laufen, doch sie hat sich vorbildlich benommen.

Bei der Wahl des Hotels habe ich extra darauf geachtet, dass das Büro unserer Kunden in Laufweite ist. So haben wir beide nochmal etwas Auslauf und können das Auto stehen lassen: Gut für die Gesundheit, gut für die Umwelt!

Auf dem Weg fällt mir auf, dass es in Zürich überdurchschnittlich viele Mülleimer gibt; auch mit Hundebeuteln. Nach einem zwanzigminütigen Spaziergang sind wir da und betreten den Schulungsraum. Nachdem ich mir eine Ecke eingerichtet habe, wo ich meine Hardware platzieren kann, platziere ich Fina. Da sie große Verlustängste hat, muss sie in Sichtweite bleiben – sonst beginnt das große Fiepen. Die meisten Schulungsteilnehmer sind sofort von ihr begeistert und wollen ihr “Hallo!” sagen. Für mein schüchternes Hündchen ist das etwas überfordernd, aber sie schlägt sich tapfer.

Während der Schulung selbst hört man von ihr keinen Mucks. Sie liegt einfach nur neben mir und döst. In jeder Pause geh ich mit ihr kurz vor die Tür, damit sie sich lösen und etwas die Beine vertreten kann. In der Mittagspause sind wir bei einem sehr gut besuchtem Italiener, aber Fina ist Restaurant erprobt und obwohl alles um sie herumwuselt, liegt sie da und guckt bloß. Vor beginn der Nachmittags-Sessions sind wir noch einen Moment alleine im Raum, also gibt es erstmal eine Runde Bauchkraulen. Als dann die ersten Teilnehmer reinkommen und mich begrüßen, wird sie etwas nervös: Sie knurrt und wufft etwas, aber sie bleibt brav. Dann liegt sie wieder ganz entspannt neben mir und man könnte vergessen, dass ich einen Hund dabei habe (allerdings hat es etwas geregnet, und da “duftet” auch die sonst so geruchsneutrale treue Seele etwas…).

Teppich ist Finas Lieblingsuntergrund. Hier döst sie im Schulungsraum, während wir auf die Teilnehmer warten.

Nach der Schulung hagelt es lobende Worte für meine ruhige und brave Hündin, was mich sehr stolz macht. Natürlich liegt das in erster Linie an ihrem Charakter, aber auch unser Training und mein Verhalten geben ihr viel Sicherheit, wodurch sie sich entspannen kann. Nicht jeder Hund ist für solche Einsätze geeignet: Ein verspielter Rüde oder ein ständig verunsicherter (kläffender) Chihuahua wäre weder der passende Hund für mich, noch für einen Kundenbesuch. Da muss das Tier schon etwas abgekocht sein 😉

Einschub. Manch Einer würd nun fragen: “Warum lässt Du Deinen Hund nicht einfach zu Hause? Das viele Reise und die vielen Menschen, das ist doch Tierquälerei!”
Das stimmt so nicht ganz: Fina hat große Probleme damit, alleine zu sein. Wenn ich vier Tage unterwegs bin, müsste sie dann vier Tage in eine Tagesbetreuung – die sie immer sehr an Tierheim und Pflegestationen erinnert – und käme nur über Nacht wieder nach Hause. Mit mir zu reisen ist somit das kleinere Übel für sie und auch für mich.

Ich bin schon sehr auf den morgigen Tag gespannt: Einer der Teilnehmer soll eine Hundeallergie haben. Eventuell muss Fina dann bei einer der netten Damen von heute bleiben. Das Winseln ist also schon vorprogrammiert. Nun liegen wir beide wieder im Hotel und erholen uns etwas. Ich weiß noch nicht, ob ich ihr (und mir) nochmal die Züricher Altstadt antun will, oder ob wir einfach bei der Ruhe bleiben…

Tag 3 – Der zweite Schulungstag

Puh, heute war ein langer Tag. Außerdem gab es eine etwas seltsame Reaktion auf Fina, die mich immer noch beschäftigt, aber beginnen wir von Anfang an:

Auch die zweite Nach im Hotel verlief sehr ruhig. Das Hündchen hat sogar auf ihrer Decke geschlafen, was sie eher selten macht. Nachdem die kleine gefrühstückt hat, fahren wir heute zum Kunden, da es nach der Schulung gleich weiter in Richtung Vorarlberg geht. Die erste Schulung verläuft wieder super und das Hündchen liegt brav neben mir und döst. In der Mittagspause erkunden wir das Gebiet in eine andere Richtung und wieder fällt mir auf: Sobald irgendwo ein Grünstreifen zwischen den Häusern ist, gibt es auch Mülleimer und Beutel. In Deutschland sucht man diese meistens vergebens.

Nach der Mittagspause soll die zweite Schulung beginnen. Als letztes betritt ein Herr den Raum, der Fina anstarrt und gleich mit einer Mischung aus Verwunderung und Aggression fragt: “Was macht der denn hier?!”
Eloquent wie ich nach langer, geistiger Arbeit bin, meine ich nur: “Meistens liegt sie rum, hin und wieder schnuppert sie.”
Dann geht es aber los. Der Herr echauffiert sich aggressiv: Von einem Hund habe ihm niemand etwas gesagt, die haben in einem Büro nix zu suchen. Auf die Frage eines Kollegen, ob er allergisch sei, antwortet er nur: Ja, und Hunde gehören hier nicht hin.

Da ich wusste, dass es einen Allergiker gibt, will ich ihm schon vorschlagen, dass ich Fina zu einer der Damen bringe, die schon am Vortag so begeistert von ihr waren. Für Allergiker habe ich schließlich Verständnis. Bevor ich meinen Vorschlag allerdings formulieren kann meint er nur, er sei raus: Wenn ein Hund dabei sei, müsse die Schulung ohne ihn stattfinden. Darauf hin stürmt er wütend raus und lässt mich etwas verdutzt und überfahren zurück.
Auch wenn mir mein Ansprechpartner der IT-Abteilung und einige Teilnehmer versichern, ich solle mir keine Gedanken machen (es sei ja schließlich abgesprochen und von oben erlaubt worden), mache ich mir natürlich Gedanken…

Nachdem ich in der Mittagspause dann durch Zufall auf einen anderen Herren stoße, der meint er sei derjenige, der auf Hunde allergisch ist, erklärt sich für mich langsam die Situation: Ein Hundeallergiker wäre auf dem Absatz wieder umgedreht, um seinem Trigger zu entkommen (oder hätte schon im Gang eine laufende Nase bekommen). Dadurch, dass besagter Herr sich ganze drei Minuten wütend über das brave Hündchen aufgeregt hat, kommt mein sozialwissenschaftliches Gehirn zu einem anderen Schluss: Dieser Mann hatte bestimmt keine Allergie, sondern entweder Angst vor Hunden, die er durch Wut kaschiert hat (Er stand immer an der selben Stelle, ließ sich nicht beruhigen und hat ständig die Kleine mit seinen Blicken fixiert), oder einen tiefgehenden Hass auf Hunde, der sich durch Erlebnisse in der Kindheit manifestiert hat.

Mir sind hin und wieder schon Menschen begegnet, die ängstlich auf diese süße Fellnase reagiert haben, aber dies heute war definitiv mein krassestes Erlebnis! So eine irrationale Aggression habe ich bisher selten erlebt, und als verantwortungsvoller Hundehalter mache ich mir natürlich Gedanken darüber. Letztendlich kann ich jedoch kein falsches Verhalten meinerseits ausmachen; schließlich habe ich keine Chance bekommen, die Situation für ihn umzugestalten.

Im Nachhinein würde ich ihm gerne noch mitteilen, dass ich sein Verhalten im höchsten Maße unprofessionell, unhöflich und undiplomatisch fand. Hätte ich ihm das in der Situation mitgeteilt, hätte ich wahrscheinlich nur Öl ins Feuer gegossen. Hattet Ihr schon einmal eine solche Situation? Kommentiert gerne hier, oder schreibt mir eine E-Mail. Eure Erfahrungen würden mich interessieren!

Trotz dieses kurzen Dramas verläuft auch die zweite Schulung super und alle sind zufrieden (bis auf Einen, der in Zukunft nicht weiß, wie man das neue Telefon benutzt). Schon ziemlich fertig und müde steigen wir ins Auto: Jetzt ist es Zeit, Zürich hinter uns zu lassen; was sich bei dem Verkehr als langwieriges Vorhaben gestaltet. Die Autolawinen stehen denen in deutschen Großstädten in nichts nach, doch nach gut zwei Stunden Fahrt passiere ich endlich die Grenze zu Österreich. “Endlich” aus verschiedenen Gründen: Endlich kann ich wieder in Euro zahlen, das EU-Roaming nutzen und eine Pizza kostet keine 20 Franken (18€) mehr…

Morgen habe ich meine letzte Schulung hier, und sie beginnt erst um 13 Uhr. Für mich heißt das zwar, dass wir erst abends wieder zuhause sind, allerdings kann ich morgen ausschlafen und mir mit dem Hündchen noch etwas die Gegend anschauen. Ich bin schon gespannt, wie die letzte Schulung verläuft…

Tag 4 – Einmal noch und dann nach Hause

Den Vormittag des vierten Tages habe ich frei, da es im Vorarlberg nur eine Schulung am Nachmittag gibt. Die Zeit nutze ich zur Erholung und für eine kleine Wanderung mit Fina. Sie hat sichtlich Spaß daran, sich mal in Ruhe und ohne Leine durch die Wälder zu schnüffeln.

Beim Kunden vor Ort haben wir eine etwas kleiner Schulungsgruppe, und wieder sind ausnahmslos Alle von Fina begeistert. Sie verbringt die letzte Skype for Business Schulung wieder dösend neben mir. Nach einer kurzen Gassi-Runde steigen wir ins Auto und fahren ohne weitere Zwischenfälle nach Hause.

Schlussgedanken

Nachdem ich nun vier Tage mit meinem Hund auf Geschäftsreise war, kann ich sagen: Gerne wieder, aber nicht so bald. Schon wenn ich mit Fina im Alltag unterwegs bin, muss ich viel auf sie achten und mich auf ihr Verhalten einstellen. Auf Reisen ist dies nicht ander, nur mit den zusätzlichen Herausforderungen von Hotelzimmern, Schulungsräumen und fremden Städten. Trotzdem würde ich Fina immer wieder mitnehmen, denn wir sind beide um einiges entspannter, als wenn sie in die Tagesbetreuung muss.

Tipps für die Geschäftsreise mit Hund

Fina fährt (einigermaßen) gerne Auto. Wenn das bei Euch nicht der Fall ist, gestaltet die Anreise für den Vierbeiner so entspannt wie möglich, dann baut sich schon für die folgenden Tage nicht so viel Stress für ihn auf.

Macht eine Checkliste für das Hunde-Zübehör. Ich hatte eine extra Tasche für Fina mit dabei: Decke, Futter, Trinkflasche, Reisenäpfe, Leckerlis. Daran muss man denken und es muss transportabel sein.

Je nach Art und Anlass der Reise, ist der Hund anderen Stresssituationen ausgesetzt. Beobachtet Eure Fellnase ganz genau, gerade wenn sie ein bisschen ängstlich ist. Ich denke es ist selbstverständlich, dass nicht jeder Hund für jede Situation geeignet ist: Generell sollte Euer Hund die Ruhe weg haben und und gut geführt werden.

Wenn man in den Urlaub fährt ist es selbstverständlich, dass man den Pass des Hundes mitnimmt. In Besondere beim Grenzübertritt solltet ihr in aber dabei haben. Achtet auch auf aktuelle Impfungen und macht Euch ggf. über nationale Regulieren schlau.

Wenn Ihr selbst zu dem Thema Bürohund sensibilisieren wollt, schaut einmal auf die Seite des Bundesverbandes Bürohund. Dort findet Ihr einige Infos.

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